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Toni Innauer

Immer mit Rückenwind

Was den Skispringer mit dem Planer von Sonnenschutz verbindet? Beide müssen auf Wind und Wetter achten – und offen für neue Entwicklung sein.

Anton „Toni“ Innauer ist nicht nur als Skispringer bekannt geworden, sondern auch als Trainer und ÖSV-Sportdirektor. Sonne-Licht-Schatten traf den früheren Olympiasieger und Weltmeister und sprach mit ihm über Sport, Klima und Innovation

„Querdenken heißt für mich Mut zum Selberdenken, statt sich von allem Möglichen ablenken und manipulieren zu lassen.“

Als 15-Jähriger sprangen Sie bereits bei Weltmeisterschaften. Wann wussten Sie, dass Sie Skispringer werden wollen?
Toni Innauer: Für mein Leben gern bin ich schon als Alpinrennläufer über alle möglichen Hindernisse gesprungen. Mit 11 machte ich meinen ersten Sprung über eine richtige Schanze. Eine Woche später war ich Vorarlberger Landesmeister der Schüler II und drei Wochen danach Zweiter bei den Österreichischen Meisterschaften. Alles noch mit Riesentorlaufski. In dieser Saison mischte ich Skispringen und Skifahren und wusste im Frühjahr, dass ich Springer werden wollte.

Als Freiluftdisziplin ist das Schispringen abhängig von Wind und Wetter. Ist die Situation schwieriger geworden?
TI: Die Sicherheit für die Sportler hat sich, vor allem durch die Einführung des V-Stils, gravierend verbessert. Gleichzeitig ist die Bedeutung des Windes gestiegen und nimmt mehr Einfluss auf das Ergebnis als früher. Mit Messgeräten und Algorithmen werden je nach Windrichtung und -stärke Punkte abgezogen oder dazugerechnet. Ohne diese Vorgangsweise wären heute viele Wettkämpfe undurchführbar.

Toni Innauer

 

Der Wind ist Freund und Feind zugleich für die Springer: Ab welcher Stärke wird nicht mehr gesprungen?
TI: Dieser Wert differiert nach Schanze und Windrichtung. Vor dem Wettkampf wird ein Korridor festgelegt innerhalb dessen gesprungen werden darf. Die Obergrenze für Rückenwind kann z.B. bei 4 m/s = 14,4 km/h liegen. Die Erfahrung lehrt, dass bei Windgeschwindigkeiten über 20 km/h nur noch mit hohem Risiko gesprungen werden kann.

Als Trainer haben Sie mit der raschen Umstellung des österreichischen Teams auf den V-Stil große Erfolge gefeiert. Wie schwierig war es, diesen Paradigmenwechsel durchzusetzen?
TI: Diese Umstellung war das größte Abenteuer meiner Trainerlaufbahn und der schönste Erfolg. Geschafft haben wir es gemeinsam als mutige und verschworene Gruppe, auch weil wir genügend Zeit dafür eingeplant hatten. Es gab Rückschläge und Zweifel, aber auch Erfolgserlebnisse und tolle Zufallstreffer beim Experimentieren.

Auf Ihrer Website findet sich die Beschreibung als „Querdenker mit Verantwortungsbewusstsein“. In welchen Bereichen ist das für Sie besonders wichtig?
TI: Querdenken heißt für mich Mut zum Selberdenken, statt sich von allem Möglichen ablenken und manipulieren zu lassen. Qualitätsempfinden und Verantwortungsbewusstsein sind nicht abhängig vom Applaus der Menge und formen die Persönlichkeit. Diese Haltung ist dort wichtig, wo es nicht nur um schnellen Erfolg geht, sondern um kluge und integre Lösungen, die längere Tragfähigkeit haben.

Abschließend: Wo ist Ihr Lieblingsschattenplatz im Sommer?
TI: Als Fliegenfischer an einem rauschenden oder auch leise rinnenden Fluss, im Halbschatten ausgestreckt liegend unter alten Weiden oder zuhause auf unserer Terrasse.